Vereins-Chronik
Schon in den ersten Nachkriegsjahren, wo noch allgemein viel Not und Elend herrschte, erwachte Tatendrang zur Freizeitgestaltung bei einigen Reitzenhainer Bürgern. Sie hegten den Wunsch, mit der Waffe friedliche und faire Wettkämpfe auszutragen, nämlich einen Schützenverein zu gründen.
Aber bis zum Jahre 1952 war dies durch die französische Besatzungsmacht verboten.
Bis sich dann am 28. Januar 1953 20 Reitzenhainer Bürger, ehemalige Kriegsteilnehmer, die zum Teil nach langer Kriegsgefangenschaft spät in die Heimat zurückkehren konnten, und Jugendliche ab 16 Jahren im Gasthaus Köhler trafen.
Der Grund war die schon erwähnte Gründung eines Schützenvereines.
Bei der konstituierenden Versammlung war folgender Vorstand gewählt worden:
I. Vorsitzender Gottlieb Schmidt
II. Vorsitzender Werner Geisel
Kassenwart Paul Friedrich
Schriftführer Paul Tiefenbach
Schießwart Heinrich Friedrich
I. Beisitzer Rudolf Friedrich
II. Beisitzer Robert Haupt
Waffenwarte Karl Köhler und Werner Gemmer
weitere Gründungsmitglieder waren:
Karl Schmidt
Herbert Sauer
Adolf Jung
Willi Colonius
Heinrich Haupt
Werner Schmidt
Theo Michel
Ernst Köhler
Hans Kerscher
Walter Fensterseifer
Horst Friedrich
Die ersten wichtigen Beschlüsse aus der Versammlung betrafen den Mitgliedsbeitrag mit 20 Pfg. pro Monat, die Beitrittspauschale für Neumitglieder war auf 5 DM festgesetzt worden und um Startkapital zu bilden, sollten bei dem Training von Mitgliedern 5 Pfg. und von Nichtmitgliedern 20 Pfg pro 3 Schuß mit dem Luftgewehr erhoben werden.
Für Wettkampf und Training mit dem Luftgewehr hatte man schon vorher den ehemaligen Tanzsaal des Gasthauses Köhler eingerichtet. In einer außerordentlichen Versammlung Ende 1953 sind dann weitere Beschlüsse zur Zukunft des Vereins gefasst worden.
Hier ist hauptsächlich der Bau eines Kleinkaliber- Schießstandes im alten Steinbruch zwischen der Kreisstraße und dem Waldweg nach Reichenberg zur Aussprache gekommen. Um die Finanzsituation des Vereins zu verbessern, mußte der Mitgliedsbeitrag nach kurzer Zeit auf 30 Pfg. pro Monat angehoben werden.
Aber auch dieser Beschluß war nur von kurzer Dauer, denn schon ein Jahr später kletterte der Monatsbeitrag auf 50 Pfg. für Erwachsene.
Die einmalige Beitrittspauschale hat die Versammlung mit 3 DM für Auswärtige und 25 DM für Einheimische abgeändert.
Mittlerweile war das Schützenhaus mit den Maßen 6,00 x 4,00 Meter in Fachwerk fertiggestellt.
Als Kugelfang kam die natürliche Gesteinswand des ehemaligen Steinbruches zur Geltung.
Das alles war nur möglich, weil die Gemeinde Reitzenhain das Gelände mit Pachtvertrag für zunächst 12 Jahre für insgesamt 5,00 DM verpachtete.
Das Pachtgrundstück im Distrikt 8 war 400 qm groß, so steht es in dem Pachtvertrag vom 22. 04. 1953.
Bei dem jungen Verein stellten sich sehr bald sportliche Erfolge ein, denn die vielen vorhandenen Urkunden und Niederschriften in den Protokollen zeugen von aktiven erfolgreichem Schießsport im Verein.
Etliche Kreismeistertitel im Luftgewehr- und Kleinkaliberschießen waren zu verbuchen.
Das erste größere Fest fand am 8 Juli 1956 in der Turnhalle statt, hier wurde auch ein Preisschießen mit Luftgewehren ausgetragen.
Am Abend spielte die Blaskapelle Schützenjäger aus Koblenz mit 10 Mann zum Tanze auf.
Am 5 Mai 1957 fand dann wiederum ein Schützenfest mit gleicher Kapelle in der Turnhalle statt.
Nur war dies ein denkbar schlechter Termin, wie es sich dann herausstellte. Bei dem Preisschießen mit Kleinkalibergewehr auf dem neuen Schießstand mußte das Schießen zeitweilig wegen starkem Schneefall eingestellt werden.
Nachdem der Verein das Luftgewehrschießen in den Anfängen in dem Saale des Gasthauses Köhler durchführte, reichte bei Mannschaftswettbewerben mit Nachbarvereinen der Platz nicht mehr aus.
So traf der Schützenverein eine Vereinbarung mit dem Turnverein, um sein Schießen im Training und Wettbewerb in der geräumigen Turnhalle durchführen zu können.
Im Jahre 1963 hat der Verein das Gelände zwischen dem Schützenhaus und der Deckung abgetragen, um wegen des störenden Bodenbewuchses den Schießbetrieb zu verbessern.
Auch bei dem Luftgewehrschießen gab es Veränderungen, denn der Sportbetrieb des Turnvereines wurde durch das Schießen in der Turnhalle nachhaltig gestört.
So richtete der Schützenverein im Einvernehmen mit der Gemeinde 2 Luftgewehrstände im Dachgeschoß des Rathauses ein.
Wegen der geringen Finanzdecke konnte der Verein in den nächsten Jahren nur die unbedingt notwendigen Maßnahmen durchführen. Um sich etwas finanzielle Luft zu verschaffen nahm der Verein das Angebot der Bundeswehr in Lorch durch Fw Geisler an, in der Turnhalle im Mai 1970 einen Manöverball auszurichten.
Die Bewirtschaftung anläßlich des Balles sollte der Schützenverein übernehmen.
Einen weitreichenden und in späteren Jahren umstrittenen Beschluß faßte die Versammlung am 14. April 1970.
Hiernach werden Mitglieder mit 55 Jahren zu beitragsfreien Ehrenmitgliedern, wenn sie mindestens 10 Jahre Mitglied im Verein gewesen sind. Dieser Beschluß tendierte auf der Basis von Beschlüssen anderer Vereine, die dies in späteren Jahren gerne wieder rückgängig gemacht hätten.
Denn aufgrund des steigenden Durchschnittalters in den Vereinen fehlt einerseits der notwendige Beitrag für die laufenden Kosten an Versicherungen, Verbandsbeiträgen und Ehrengaben bei Jubiläen und Tod seiner Mitglieder, andererseits sind die Ehrenmitglieder von der Mithilfe bei Veranstaltungen freigestellt.
Mit geringen Sparguthaben hat der Verein einen Anbau an das bestehende Schützenhaus gewagt. Die Maße 12,50 x 6,50 Meter erlauben dann auch das Luftgewehrschießen im Schützenhaus durchzuführen.
Von Beton-, Maurer- und Putzarbeiten über Elektro- und Schreinerarbeiten in Eigenleistung kam der Verein zu seinem Anbau auf kostengünstige Weise. Schießveranstaltungen mit Bewirtung der Gäste in der Turnhalle wurde mit der Zeit zur festen alljährlichen Einrichtung.
Die Ansprüche der Sportler und der Gäste stiegen im Laufe der Zeit, so daß die nächste Maßnahme finanziell und planerisch nicht lange warten ließ.
Im Sommer 1974 hat der Verein gleichfalls in Eigenleistung ein Stromkabel im Bereich Sportplatz in den Boden und außerhalb über Masten zum Schützenhause verlegt.
Aber auch der Sicherheit von unbeteiligten Spaziergängern auf dem Neuen-Weg mußte Rechnung getragen werden, welches durch die Errichtung einer Seitenblende geschah.
Die Anzeige von KK-Treffern durch Vereinsmitglieder aus der Deckung heraus gehörte bald der Vergangenheit an.
Für neue Scheibenzuganlagen war kein Geld da, schließlich war auch hier Eigeninitiative gefragt, bis dann schließlich über gespannte Drahtseile die Scheibenwagen hin und her liefen.
Das Jahr 1978 war dann Anlaß zum 25 Jahre-Jubiläum.
In der Turnhalle wurde diese Feierlichkeit am 1. Juli unter Mitwirkung des Gemischten Chores , zahlreicher Ehrengäste und Gratulanten mit anschließendem Tanz feierlich begangen.
An der Stelle, wo vor dem II. Weltkrieg das RAD-Blockhaus erbaut wurde, hat der Schützenverein gemeinsam mit der Feuerwehr im Jahre 1980 einen Grillplatz errichtet.
In gleichem Jahr mußte der Verein seine größte Bewährungsprobe bestehen, denn sicherheitstechnische Mängel an der KK.-Schießanlage machten erhebliche Investitionen notwendig. Der Schießstand wurde von der Kreisbehörde für weitere Nutzung gesperrt.
So stellte sich bei der nächsten Hauptversammlung die Frage: Sollen wir schuften und Schulden machen, oder den Verein auflösen?
Die Versammlung entschied sich mit Mehrheit für den Fortbestand des Vereins.
So ist man zu der Entscheidung gekommen, einen ganz neuen Kleinkaliber-Schießstand mit noch fehlender Toilettenanlage zu errichten. Als Geldgeber kamen Gemeinde, Kreis und Land in Frage.
Bis die Finanzierung stand, ist viel Schreibpapier verbraucht worden. Der Pachtvertrag mit der Gemeinde ist auf 99 Jahre erweitert worden.
Nachdem die Finanzierung über fast 100 000 DM stand, rollten die schweren Baumaschinen an.
Fels war zu entfernen, der nebenan als Schutzwall wieder aufgeschüttet wurde. Bei den Mauer- und Betonarbeiten waren dann wieder hilfsbereite Mitglieder gefragt.
In über 3000 Arbeitsstunden konnte der Verein schließlich am 15. Mai 1987 die Einweihung mit zahlreichen Ehrengästen im Schützenhause feiern.
Den größten Anteil der geleisteten Stunden erbrachte Karl-Heinz Michel und der Vereinsvorsitzende. Während der Bauphase sollte und mußte natürlich der Schießbetrieb weitergehen.
Hier hat der Nachbarverein von Reichenberg dankenswert sein KK-Stand für unsere Schützen zur Verfügung gestellt.
Selbst für das alljährige Preisschießen mit anschließendem Frühschoppen im August hat der Schützenverein Reichenberg über einige Jahre großartig reagiert.
Der bis dato nicht eingetragene Verein hat dies im Jahre 1989 beantragt und wurde mit Beginn des Jahres 1990 als eingetragener Verein bei dem Amtsgericht geführt.
Wer meinte, daß der Schützenverein nun über Jahre von Bauarbeiten genug hätte, hat sich gründlich geirrt. Der Einbau einer Warmwasserheizung mit Flüssiggasbetrieb war gestecktes Ziel. 1993 konnte sie schließlich in Betrieb genommen werden.
Sportlich ist eine Schießdisziplin, nämlich das Schießen mit der Luftpistole, seit 1990 hinzugekommen. An dieser Stelle alle die sportlichen Erfolge auf Kreis- und Bezirksebene zu dokumentieren würde den Rahmen dieser Ausführung sprengen.
Nur eines sollte erwähnt werden, daß der Schütze Bernd Maus im Jahre 1996 die Würde des Kreis- und Bezirksschützenkönigs erringen konnte.
Der Verein stellt schon seit vielen Jahren alljährlich zu den Rundenwettkämpfen eine KK-, drei Luftgewehr-, eine Luftgewehr aufgelegt- und eine Luftpistolenmannschaft.
Im Jahre 1997 wurden der Verein unfreiwillig zur Investition gezwungen. Die Abwasserleitung ist zwischen Reitzenhain und Reichenberg in dem Neuen-Weg verlegt worden, und hierbei hat er von der Verbandsgemeinde die Auflage erhalten, seine Abwasserleitung zwischen Schützenhaus und Hauptableiter selbst zu verlegen.
Da der Verein aber bis dato noch keinen Frischwasseranschluß hatte, ist in Eigenleistung eine Kunststoffleitung von dem Anschlußpunkt im Neubaugebiet Am Wiesengrund bis zum Schützenhaus über 250 Meter verlegt worden.
Ein Novum in der Vereinsgeschichte sollte auch noch an dieser Stelle erwähnt werden, denn der Kassenwart Paul Friedrich ist schon so lange wie der Verein besteht in diesem Ehrenamt tätig.
Nach Abschluß der Umbaumaßnahmen und Einweihung der Schießanlage hat der Verein erstmals ein Königsschießen, das sogenannte Kuckucksschießen, ausgetragen.
Bisherige Würdenträger waren:
Nichtschützen:
1987 Regina Fetz
1988 Graf Baudissin
1989 Ferdi Ströbel
1990 Klaus Itzel
1991 Christa Weber
1992 Ingrid Zöller
1993 Christa Weber
1994 Lothar Friedrich
1995 Michael Maus
1996 Michael Süß
1997 Gerd Breithaupt
1998 Gerd Breithaupt
1999 Klaus Itzel
Daten weiter bis 2019 vervollständigen
Schützen:
1987 Fritz Drill
1988 Peter Drill
1989 Carsten Schmidt
1990 Uwe Bender
1991 Axel Geisel
1992 Uwe Bender
1993 Dieter Michel
1995 Gerhard Schneider
1996 Bernd Maus
1997 Andreas Ostmann
1998 Klaus Pfeifer
1999 Helmut Schmidt
Daten weiter bis 2019 vervollständigen
Vorsitzende während der Vereinsgeschichte:
Gottlieb Schmidt von 1953 bis 1956
Heinrich Friedrich von 1956 bis 1961
Paul Tiefenbach von1961 bis 1967
Werner Schmidt von1967 bis 1971
Rolf Ostmann von 1971 bis 2000
Ralf Ostmann von 2000 bis 2017
Stefan Ostmann ab 2017
Stand Mai 2019