Burgenblick Bank

Blick auf Burgen soll Wanderer locken

12.02.2021

Sechs Ortsgemeinden treiben ihr erstes Projekt voran und wollen langfristig kooperieren – Was ist konkret geplant?

Rhein-Zeitung Bericht von 12. Februar 2021 von RZ Mitarbeiter Thorsten Stötzer
Auel/Mittelrhein.

Burgenblick Bank

Eine Bank lädt am Zwei-Burgen-Blick zum Ausruhen ein.

Der Zwei-Burgen-Blick in der Aueler Gemarkung hat seinen Namen redlich verdient. Im Tal ist die mächtige Rheinfels auf der anderen Rheinseite
über St. Goar zu erkennen, linker Hand ist Burg Reichenberg nahe.

Burgenblick Edgar Seitz

Aus der heimischen Gemarkung hat Auels Ortsbürgermeister Ralph-Dietmar Seitz eine schöne Aussicht auf die Burg Reichenberg.

Blicke auf Patersberg, Lierschied und Nochern eröffnen sich ebenfalls. Diese Aussichten sollen künftig noch mehr Menschen genießen können, deshalb planen die Bürgermeister von sechs Ortsgemeinden, ein großflächiges Wegenetz für Wanderer aufzubauen.
„Wir sind noch in der Findungsphase“, betont Ralph-Dietmar Seitz, der Ortsbürgermeister von Auel, der im März 2020 ein erstes Treffen organisiert hat.

Beteiligt sind weiterhin seine Bürgermeister- Kollegen Manfred Baumert  (Lierschied), Rudolf Speich (Nochern), Andreas Groß (Patersberg), Karl
Heinz Goerke (Reichenberg) und Rüdiger Geisel (Reitzenhain). Sie wollen zusammenarbeiten und die Interessen der sechs Höhengemeinden
bündeln, und dies übers Wegeprojekt hinaus. Die Erschließung der Gegend für den Wandertourismus ist das erste greifbare Vorhaben.

Das Wegenetz soll sich so weitläufig erstrecken, dass Überquerungen der Bundesstraße 274 nötig werden, eventuell wird dabei eine Unterführung des Bogeler Bachs bei Reichenberg genutzt. Knapp 20 Rundstrecken wollen die Initiatoren ausweisen, Zuwege in Richtung Rheintal kämen dazu. Nähere Planungen waren für eine Sitzung im November vorgesehen, die dann wegen der Pandemie ausfiel.
„Vernetzung ist sehr wichtig“, sagt Seitz; Aussichtspunkte und Rastplätze  zählen ebenso zum Konzept.

Vor allem sollen mit den Wegen Geschichten verbunden werden, die Besucher später auf Tafeln lesen könnten. Burgen und Hügelgräber bieten Stoff dafür.
Das Aueler Ratsmitglied Bernd Zorn hatte zudem die Idee, „Mythenwege“ zu beschildern. Überlieferungen aus dem Dreißigjährigen Krieg könnten hier Ansatzpunkte sein oder das Schicksal des 1919 erschossenen Försters Frohwein.

Alte und noch vorhandene Verbindungen zwischen den Dörfern sollen wieder ins Bewusstsein rücken. Das „Reichenberger Pfädchen“ in Aueler Gebiet zum Beispiel sei seit dem Mittelalter belegt, schildert Seitz.
Kürzlich wurde es freigeschnitten, den Untergrund zu befestigen, steht noch an.

„Rund um die Burg Reichenberg“, lautet ein Arbeitstitel für die Projektskizze zu den Wanderwegen. Ob sie später zertifiziert werden, ist noch offen. Ein „Beispielgeber“ seien die Wisper-Trails.
Sollen die Gäste sich länger vor Ort aufhalten und für Wertschöpfungsorgen, so müssen die Gastronomie aufleben und Übernachtungsquartiere öffnen. In  Lierschied habe sich in dieser Hinsicht schon etwas getan, berichtet Seitz, der selbst daran denkt, als Privatperson in einem Fachwerkhaus in Auel eine Ferienwohnung mit historischem Flair einzurichten und zu vermieten. „Das hat auf jeden Fall Potenzial“, äußert er sich überzeugt zum wirtschaftlichen Nutzen
des Wanderns für die Region.

Die Ruhebank am Zwei-Burgen- Blick mit drei Bäumen zu flankieren, gehört zu den kleineren, abrundenden Maßnahmen. Die Bundesgartenschau 2029 hat die Gruppe gleichfalls im Blick. „Wegen eines schön gestalteten Friedhofs oder einer ökologischen Streuobstwiese kommt keiner aus dem Tal hierher“, ist sich Seitz im Klaren.

Also sollen die Wege locken mit den Burgen ringsum als „Triebfeder“.
Und wie die Wege nicht an Gemarkungsgrenzen enden, so wollen die Ortsbürgermeister in vielen Belangen langfristig über ihr erstes Teilprojekt hinaus kooperieren, gemäß der Devise „gemeinsam sind wir stark“. „Wir sehen uns nicht als exklusiven Verein“, beteuert Seitz, es könnten also weitere Ortschaften dazu stoßen, vielleicht gar über die Verbandsgemeinde Loreley hinaus, Bogel liegt beispielsweise nicht fern. Gemeinsame Veranstaltungen rund um Sport und Kultur könnten im Terminkalender auftauchen und die Buga-2029-Ausstellung Station machen als zentraler Informationspunkt in einer der beteiligten Gemeinden.

Gespräche über ein ortsübergreifendes Laufevent gab es am Anfang der  intensivierten Kontakte. „Kirchturmpolitik“ sei jedenfalls nicht verbunden mit dem Blick von der Höhe auf die Burgmauern.

Mehr anzeigen Weniger anzeigen